Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Thannhausen
Die Anfänge der Freiwilligen Feuerwehr Thannhausen reichen bis in das Jahr 1873. So findet sich im Archiv der Wehr ein Originalprotokoll vom 8. Mai. Daraus geht hervor, dass der damalige Bürgermeister Ignaz Prestele im Rathaus eine Versammlung einberief, aus deren Mitte ein Verwaltungsrat gewählt werden sollte. Die durch Akklamation durchgeführte Abstimmung ergab folgendes Ergebnis:
1. Vorstand: Bürgermeister Ignaz Prestele
Hauptmann: Julius Schleifer
Schriftführer, Kassier und Adjutant: Jakob Zepf
Requisitenmeister: Gregor Gassner, Heinrich Simon
Die so gewählten gelobten feierlich, dass „sie die heutige Wahl annehmen und sämtlichen durch dieselbe in Aussicht stehenden Pflichten und Obliegenheiten pflichtgemäß nachkommen werden.“ Im Protokollbuch, das erst im Jahre 1886 begonnen wurde, sind über dieses historische Ereignis allerdings keine Eintragungen zu finden.
Auf Grund von Recherchen wurde nachträglich beschlossen, und zwar am 26.12.1887, dass die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Thannhausen im Mai 1873 anzunehmen sei. Die Gründungsmitglieder entsprangen dem damaligen Turnverein, der sich gleichzeitig auflöste.
Die Vereinsfahne des Turnvereins wurde dann auch – natürlich restauriert – im Rahmen eines Festaktes am 6. Januar 1886 feierlich an die Freiwillige Feuerwehr übergeben.
Der Zulauf aktiver, dem Gemeinwohl verpflichteter Männer zur Freiwilligen Feuerwehr, konnte damals als sehr gut bezeichnet werden. So zählte der Verein 1877 bereits 129 Mitglieder. Streng ging es damals auch zu. So wurde im selben Jahr ein Mitglied wegen „unehrenhaften Benehmens in der Wehr und 2 Großlokalitäten“ aus dem Verein ausgeschlossen.
Zudem wurde dem Verwaltungsrat das Recht zugestanden, Mitglieder, die mehr als 3 Übungen „ohne triftigen“ Grund fern blieben, aus der Feuerwehr auszuschließen.
Die Ausstattung war damals äußerst einfach, der Kostenaufwand für feuerwehrtechnisches Gerät entsprechend gering. In den Anfangsjahren 1873/74 wurden Steigleitern, Schläuche und eine Schlauchhaspel, diverses Seilmaterial sowie Dachhaken gekauft. Eine Sirene wie heute gab es nicht. Alarmhorn und eine neu angeschaffte Signalhupe riefen zum Einsatz. Bald wurde der Ruf nach einer Unterbringungsmöglichkeit für diese Einsatzmittel sowie der Mannschaftsausrüstung laut. So beschloss der Gemeinderat am 16. Januar 1875, die Abbruchsteine des alten gotischen Rathauses, das im Jahre 1616 erbaut wurde, zum Bau eines Feuerwehrgerätehauses (damals hieß es „Feuerwehrzeughaus“) zu verwenden.
Aufzeichnungen über Brandeinsätze sind aus dieser Zeit leider nicht mehr vorhanden. Die ersten Niederschriften beginnen erst 1887. Die Brandberichte wurden allerdings sehr detailliert und umfangreich ausgeführt. Das jeweils vorgefertigte Berichtsformular umfasste 41 Fragen. Über jeden Einsatz hatte der Einsatzleiter zudem eine genaue Zeichnung zu erstellen, die den Grundriss des Brandobjektes samt Umgebung sowie die Aufstellung der Feuerwehrleute und der Löschgeräte beinhaltete. Im Brandfalle waren meist 140 bis 180 Männer im Einsatz.
Beim Großbrand (25.11.1889) des sogenannten „Ökonomiestadels“ von Johann Drexel, wohnhaft in der Unteren Marktstraße 106, befanden sich insgesamt 373 Mann im Einsatz, darunter 193 aus den Nachbargemeinden Burg, Ursberg, Münsterhausen, Balzhausen und sogar aus Ziemetshausen. Sehr bemerkenswert hierbei ist, dass bereits 6 Minuten nach Ausbruch des Feuers die ersten Feuerwehrler am Brandobjekt eintrafen. Die Feuerwehrmänner aus Ziemetshausen benötigten damals nach Thannhausen 54 Minuten – eine sehr gute Zeit, wenn man bedenkt, dass damals Pferdefuhrwerke zum Einsatzort unterwegs waren.
Trotz der enormen Zahl der Aktiven herrschte bei diesem Brandeinsatz laut Bericht „Ruhe und Ordnung“. Und weiter heiße es: „Es wurde gut geschafft, die Arbeit war bald beendigt.“ Und dies, obwohl die einfachen manuell zu bedienenden Wassermaschinen (ohne Motor) außer Gefecht gesetzt wurden, weil feste Gegenstände (vermutlich Schmutz und Steine) eingesaugt wurden. Der Einsatz war damals sehr hart. Hilfslehrer Josef Rösch, als Steiger im Feuerwehrdienst, verausgabte sich beim Löscheinsatz so sehr, dass er wegen Überanstrengung ärztliche Hilfe benötigte. Die Folge waren 8 Tage Arbeitsunfähigkeit und 8 Tage Arbeitsbeschränktheit. Übrigens gab es damals schon eine „finanzielle Absicherung“ für Feuerwehrdienstleistende. Laut Bescheid der Landesunterstützungskasse für die Freiwilligen Feuerwehren Bayerns erhielt der Erkrankte 33,15 Mark Unterstützung (12 Mark wegen Arbeitsunfähigkeit, 6 Mark wegen Arbeitsbeschränkung, 5 Mark für ärztliche Aufwendungen und für den Apotheker 10,15 Mark).
Zeitgemäße Ausrüstung – Erhöhung der Schlagkraft (1899-1934)
Um den steigenden Anforderungen des Brandschutzes Genüge zu leisten, wurde im Jahre 1899 eine neue Saug- und Druckpumpe (Fa. Julius Braun, Nürnberg) im Wert von 1800 Mark in Auftrag gegeben. Am 4. Juni 1899 anlässlich der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Gründungsfest wurde diese dann der Öffentlichkeit im Rahmen einer Schauübung vorgestellt.
Bezirks-Feuerwehr Inspektion am 4.Mai 1902 bei der Gastwirtschaft und
Brauerei Engel in der Edmund Zimmermann Straße
Den Vorsitz führte damals Albert Waltenberger, Kommandant war Eduard Fischer und Schriftführer Philipp Schmid. 6 Jahre später erfolgte der Kauf einer fahrbaren Schubleiter (Kosten ca. 1000 RM), die immerhin damals schon die stolze ausfahrbare Länge von 15 Metern aufwies. Laut Aufstellung aus dem Jahre 1910 verfügte die Wehr außerdem über 4 Schlauchwagen, 500 Meter Schlauchmaterial, 160 Helme und Gurte sowie 20 Wassereimer. Die Gemeinde hatte bisher für das Feuerlöschwesen 12000 Mark, die Brandversicherungskammer 1767 Mark und Graf Stadion 700 Mark an finanziellen Zuwendungen geleistet.
Einen weiteren Großeinsatz hatte die Feuerwehr am 3.12.1910 zu bestehen. Das Ökonomiegebäude des Herrn Theodor Schreiegg, Bahnhofstraße 59 stand lichterloh in Flammen. Der Einsatzbericht vermutete Brandstiftung. 385 Feuerwehrleute halfen bei den Brandbekämpfung, davon 120 aus Thannhausen. Die Feuerwehren von Burg, Nettershausen, Münsterhausen, Hagenried, Balzhausen, Oberrohr, Ziemetshausen und Uttenhofen eilten ebenfalls zu Hilfe. Insgesamt waren 7 handbetriebene Saug – und Druckspritzen im Einsatz. Das Löschwasser wurde aus dem Mühlbach entnommen. Durch die tatkräftige Zusammenarbeit der Wehren konnte das Feuermeer, Gott sei Dank, lokalisiert bleiben und das Übergreifen auf die Nachbargebäude verhindert werden. Nach 3 Stunden Löschtätigkeit waren die Flammen erstickt.
Aus den Erfahrungen dieses Großbrandes wurde nun erst mal der Ruf nach einer gemeindlichen Wasserversorgung mit der Möglichkeit der Entnahme des Löschwassers von sogenannten Hydranten laut, um eine schnellere und effektivere Löschtätigkeit zu ermöglichen. Beim Brandeinsatz am Hofe des Ökonomen Johann Högg am 13.5.1914 konnte der Einsatzbefehl endlich lauten: „Wasserentnahme aus dem in der Nähe befindlichen Hydranten!“ Welch eine Verbesserung bei Löscheinsatz!
Mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien im Juli 1914 folgte der 1. Weltkrieg, der die gesamte Welt erschüttern sollte. 50 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr mussten Kriegsdienst leisten. Die Kontakte zur Wehr rissen dennoch nicht ab, hatten doch der Verwaltungsrat am 18. April 1915 beschlossen, aus der Vereinskasse für die Mitglieder an der „Front“ sogenannte „Liebesgaben“ im Wert von110 Mark zuzusenden.
Im Jahre 1924 wurde Georg Miller, der seit 1899 – also bereits 25 Jahre – aktiven Dienst abgeleistet hatte, zum 1. Kommandanten gewählt.
Am 10.2.1930 standen die Viehställe des Brauerbesitzers Schreiegg total in Flammen. Die grimmige Kälte erschwerte die Löscharbeiten sehr. Bei den nachfolgenden Übungen stellte sich dann heraus, dass der Frost viel Schlauchmaterial – damals besaß die Feuerwehr noch 480 Hanfschläuche – beschädigt hatte. Ein Schlauchtrockengerät, auf das Zeughaus montiert, sollte künftig Abhilfe schaffen.
Beginn der Motorisierung (1935)
Am 29. Juli 1935 beschloss der Marktgemeinderat, eine trag-, zieh- und fahrbare Motorspritze vom Typ „Alemania“ (Fa. Ziegler) mit einer Förderleistung von 800 Litern/Min. anzuschaffen. Die Kosten beliefen sich auf rund 4000 Reichsmark. Das Zeitalter der Motorisierung der Wehr hatte begonnen. Am 13. November 1935 fand auf dem Sportplatzgelände die Prüfung und Abnahme dieser technischen Neuheit statt. Die Prüfung fiel „zur größten Zufriedenheit“ der anwesenden Herren aus. Namens der Wehr nahm Kommandant Georg Miller das moderne Feuerlöschgerät entgegen. Bis auf weiteres wurde dann auch jeden Sonntag nach dem Hauptgottesdienst eine Übung mit der „Alemania“ angeordnet, um wie es heißt, „die Mannschaft mit der Handhabung der Maschine gut vertraut zu machen.“
Das Protokoll endet im Jahre 1936. Zehn Jahre Vereinsgeschichte sind nicht mehr dokumentiert. Die wenigen schriftlichen Informationen aus dieser Zeit verdanken wir Kommandant Georg Miller, der übrigens auch über viel Jahre als Bezirksbrandmeister für die Beaufsichtigung der Nachbarwehren zuständig war.
Mit Kriegsbeginn im Jahre 1939 lichtete sich die Zahl der Feuerwehrdienstleistenden. Die jungen Leute wurden eingezogen, so dass nur ältere Männer sowie „Unabkömmliche“, wie diese damals genannt wurden, den Stamm bildeten. Die Übungen wurden auch während des Krieges ordnungsgemäß abgehalten. Zur Verstärkung musste eine Frauenwehr gebildet werden.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges – in den Jahren 1943 bis 1945 – wurde die Thannhauser Wehr, wie andere Wehren auch, häufig in große Städte gerufen, die von Luftangriffen durch die Alliierten heimgesucht wurden. In den brennenden Städten halfen sie den verzweifelten Menschen unter Einsatz ihres eigenen Lebens – so geschehen am 12. Oktober 1943 in München und am 24. Februar 1944 in Augsburg.
Bei weiteren Luftangriffen auf die Stadt München war die Wehr fünfmal im Einsatz,, unter anderem auch am Königsplatz. Die Löschgeräte wurden auf Lastwagen verladen, welche die Fleischwerke Zimmermann zur Verfügung stellten. Die Mannschaft fuhr mit Omnibussen. Diese in der Tegel nächtlichen Einsätze in dieser schrecklichen Zeit waren hart uns sehr gefährlich. „Während der Löscharbeiten suchte die Mannschaft immer wieder in Bunkern Schutz vor erneuten Angriffen. Zusammen mit der Zivilbevölkerung standen sie eng aneinander und dann kamen die Brandbomben – es war grauenvoll – so berichtet Wilhelmine Miller, die Tochter des damaligen Kommandanten Georg Miller.
Am 8. Mai 1945 endete in Europa der wahnsinnige Krieg, der weltweit über 50 Millionen das Leben gekostet hat. Von den ehemals 172 in die Wehrmacht eingezogenen aktiven Feuerwehrmitgliedern sollten 23 nie mehr zurückkehren.
Zeit des Wiederaufbaues (1945)
Gegen Ende des Krieges legte 1. Kommandant und Vorstand Georg Miller seine Ämter aus Altersgründen nieder, Hans Rinn sollte Nachfolger werden. Die Zeit des Wiederaufbaues begann. Sie war auch von häufigen Führungswechseln gekennzeichnet. Bereits am 6.1.1947 folgte Michael Diesenbacher, der Hans Rinn als 1. Kommandant ablöste. Rinn stand weiter dem Verein vor. Paul Ellenrieder war stellvertretender Kommandant, Schriftführer wurde Karl Schwab. Michael Diesenbacher, gesundheitlich angeschlagen, stellte dann im März 1949 sein Amt zur Verfügung. Sein Nachfolger wurde Benedikt Hieber.
Die schon in den früheren Jahren vor dem Krieg gepflegte Tradition, alljährlich einen Feuerwehrball abzuhalten, lebte wieder auf. Er war bis Anfang der achtziger Jahre stets ein fester Bestandteil des Vereinslebens. Nach einem öffentlichen Aufruf erklärten 42 neue Mitglieder ihren Beitritt zur Freiwilligen Feuerwehr. Die Schlagkraft war bald wieder hergestellt. 136 Mitglieder umfasste die aktive Mannschaft. Eine Lücke in der Vereinsführung riss das frühzeitige Ableben von 1. Vorstand Hans Rinn. Georg Miller – inzwischen zum Ehrenvorstand ernannt und mittlerweile bereits 69 Jahre alt – übernahm dieses wichtige Amt nochmals, nachdem in der außerplanmäßig einberufenen Versammlung kein anderer Anwesender dafür kandidierte.
Im Jahre 1950, zum Tag der Arbeit widmete der Verein am 1. Mai der Marktgemeinde einen mit den Thannhauser Handwerkswappen verzierten Maibau, eine Tradition, die bis heute immer wieder fortgesetzt wurde.
Großes Lob erhielt während einer Hauptübung die Wehr aus dem Munde von Kreisbrandinspektor Dopfer, der am 8. Oktober 1950 während einer Hauptübung erschienen war und in deren Rahmen die 3 besten Feuerwehren des Landkreises ermittelt wurden. Als Anerkennung erhielt der Verein 25 Deutsche Mark.
Im selben Jahr wurden gleich 5 Männer die sich um das Feuerwehrwesen in Thannhausen große Verdienste erworben hatte, zu Ehrenmitgliedern ernannt: Johann Byrer, Wilhelm Foldenauer, Lorenz Steger, Anton Wiedemann und Alfred Zepf.
Viel Wirbel löste die Einführung der Feuerschutzabgabe (seit 1994 wieder abgeschafft) aus, die auf Antrag der Feuerwehr vom Gemeinderat beschlossen wurde. Am Sonntag, es war der 22. April 1951, warb 1. Kommandant Benedikt Hieber mit sehr beredten Worten für deren Einführung. Nicht Aktive sollten einen kleinen Obolus für die öffentliche Sicherheit und Ordnung der Gemeinde leisten. Laut Beschluss des Gemeinderates waren 5 Deutsche Mark pro Person hierfür zu entrichten. Die Folge war ein Mitgliederzuwachs, 1951 gab es 160 aktive Feuerwehrmänner in Thannhausen.
Kauf des 1. Löschgruppenfahrzeuges (1954)
Am 27. September 1953 fand eine erneute Inspektion durch Kreisbrandinspektor Kling statt. Der gute Eindruck der Wehr wurde allerdings durch das Versagen der „alten“ Motorspritze (TS8) etwas geschmälert. Hauptthema des Jahres war die schon länger ersehnte Anschaffung eines motorisierten Löschfahrzeuges, die jetzt natürlich neue „Nahrung“ erhielt. Dieses Fahrzeug – der legendäre Opel Blitz – mit Vorsatzpumpe traf 1954 in Thannhausen ein. Es war der Stolz der Wehr, die Mannschaft war begeistert und die Übungsbereitschaft nahm weiter zu.
Zwischenzeitlich hatte Hans Frommelt den Vereinsvorsitz und Georg Seitz das Kommando über die aktive Wehr übernommen. Seine Ausbildung in der Kommandantenschul e in Regensburg kam der nochmaligen Steigerung des Ausbildungsstandes der Wehr zugute.
Am 23. Februar 1956 sorgte ein Brand bei der Firma Kaupp für Aufregung. Die Trockenanlage stand in Flammen. Dem „vorbildlichen und schlagkräftigen Einsatz der Wehr“ heißt es in einem Dankschreiben der Firma, sei es zu verdanken, dass der Schaden begrenzt blieb..
Brandeinsätze gab es 1956 außerdem bei Holzarbeitungswerk in Balzhausen sowie im Gasthaus Post in Krumbach. Die Anschaffung des 1. Feuerwehrfahrzeuges hatte sich bestens bewährt. Thannhausen konnte seiner Rolle als Stützpunktwehr gerecht werden.
Daneben gab es kleine, aber effektive feuerwehrtechnische Verbesserungen. Ein Schlauchturm wurde errichtet, das Feuerwehrgerätehaus erhielt einen Feuermelder, Kommandant Georg Seitz wurde ein „Diensttelefon“ zugestanden und zu dem wurde die Hydrantenbeschilderung angemahnt.
Am 1.9.1957 erfolgte die Ernennung von Georg Seitz zum Kreisbrandmeister. Er war mit der Betreuung der Stadt Thannhausen und er Gemeinden Nettershausen – Burg, Balzhausen, Tiefenried, Mindelzell, Bayersried-Ursberg, Premach, Oberrohr, Hagenried und Münsterhausen beauftragt. 1958 wurde die Wehr fünfmal zum Brandeinsatz gerufen. In der Nacht vom 28./29. März musste die Wehr gleich zweimal ausrücken. Gegen 21 Uhr stand die Textilfabrik der Firma Lehrmann in Flammen – Wohnungen waren gefährdet. Der Kreislöschzug aus Krumbach wurde vorsorglich zu den umfangreichen Löscharbeiten herangezogen. Der Sachschaden war groß, Menschen kamen nicht zu Schaden. Kurz nach Mitternacht erklang erneut der schaurige Ruf der Sirene: Brand im Anwesen des Gastwirts Karl Merkle! In kürzester Zeit standen Stadel und Stallungen in hellen Flammen.
Ein besonders großes Lob wurde Kommandant Georg Seitz bei der Jahreshauptversammlung zuteil. Er hatte 80 Hydranten selbst ausgemessen und mit Schildern versehen.
Viele Brandeinsätze (1959 – 1960)
Am Freitag, den 4.9.1959, brach in den Mittagsstunden im Anwesen Josef Stadler, stellvertretender Kreisbrandinspektor, ein Brand aus, der sich mit „außerordentlicher Schnelligkeit ausbreitete und vor allem die Scheune sofort in ein Flammenmeer hüllte“. Scheune und Dachstuhl brannten völlig nieder. Dem Feuer fielen außerdem die ganzen Erntevorräte, wertvolle Maschinen, 2 Stück Jungvieh und 16 Schweine zum Opfer. Starker Ostwind erschwerte die Löscharbeiten. Dennoch konnte das Wohnhaus gerettet werden.
Kaum war die Wehr vom Einsatz zurück, ertönte die Sirene erneut: Brand beim Anwesen Bosch in Krumbach.
Weitere Brandeinsätze bei der Firma Fleischwerke Zimmermann (Brand in einer Räucheranlage), beim Fahrzeug- und Karosseriespengler Georg Lehner, in Hagenried, Edenhausen, Ziemetshausen und Balzhausen hielten die Wehr in Atem. Am 12. März 1960 verstarb Ehrenvorstand Georg Miller, der große alte Mann der Thannhauser Feuerwehr, der über 50 aktive Dienstjahre ableistete und über ein Vierteljahrhundert an der Spitze der Wehr gestanden war.
90 Jahr-Feier (1964)
1964 – es war der 11. Oktober – wurde das „neue“ Feuerwehrgerätehaus an der Stadlerstraße im Rahmen der 90-Jahr-Feier offiziell übergeben. Das umgebaute und renovierte Gerätehaus (frühere Stallungen der Stiermasthaltung) schaffte neben dem bereits vorhandenen Gerätehaus aus dem 19. Jahrhundert Platz für die zwischenzeitlich 2 zusätzlich angeschafften Löschfahrzeuge.
Die Überlegungen, einen Um- bzw. Neubau zu erstellen, gingen bereits auf das Jahr 1959 zurück. Damals erhielt die Wehr vom Bund ein sogenanntes Tanklöschfahrzeug, einen Unimog mit 800 Liter Tankinhalt, kostenlos übereignet. Ihm folgte 1962 ein Löschfahrzeug vom Typ LF 16. Ein neu eingerichteter bescheidener Lehrsaal im 1. Stock des Gebäudes schaffte zudem endlich die Voraussetzungen, grundlegenden, theoretischen Unterricht zu ermöglichen.
Im selben Jahr übernahm Georg Seitz noch zusätzlich die Vereinsführung – Hans Frommelt kandidierte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr – und führte somit die Thannhauser Wehr als 1. Vorstand und Kommandant in Personalunion. 2. Vorstand wurde Anton Mayer, stellvertretender Kommandant Josef Schön, zum Kassier wurde Josef Pfitzmayr und zum Schriftführer Max Bruckmann gewählt. Dieser löste Karl Schwab ab, dem dieses bedeutende Amt 20 Jahre lang übertragen worden war.
Hochwasser im Mindeltal (1965)
Ein gewaltiges Einsatzpensum hatte die Wehr 1965 zu absolvieren. Neben 10 Brandeinsätzen, davon ein Großbrand des landwirtschaftlichen Anwesens Mönich in Edenhausen, leistete die Wehr bei den schweren Juniüberschwemmungen, wodurch vor allem der südliche und westliche Bereich der Stadt betroffen waren, Schwerstarbeit. Die Mindelgewässer waren über die Ufer getreten, überschwemmten große Teile der Stadt, Keller wurden überflutet. Rund 600 Arbeitsstunden waren sie im Kampf gegen das Hochwasser im Dienst. Übrigens – 61 Aktive gehörten damals der Wehr an. Nichts mehr zu retten, gab es für die Wehr bei einem tragischen Hubschrauberabsturz in der Nähe des Aussiedlerhofes Siegfried Seitz im Jahre 1967, bei dem drei Soldaten ums Leben kamen. Der damals 24-jährige Sandwirt, der nach dem Aufschlag als erster am brennenden Wrack ankam, versuchte zu helfen. Der verzweifelte Versuch, die im Hubschrauber angeschnallten und offensichtlich bewusstlosen Soldaten zu bergen, musste misslingen. Seitz selbst erlitt bei seinem Rettungsversuch Brandverletzungen. Der Hubschrauber – vor dem Unglücksflug in Laupheim aufgetankt – fiel, wie Augenzeugen berichteten, wie ein Stein vom Himmel. 400 Liter Benzin gingen in Flammen auf. Teile des total zertrümmerten und völlig ausgebrannten Hubschraubers lagen in einem Umkreis von 100 Metern verstreut herum.
„Schwer Geburt“: Das neue Tanklöschfahrzeug (1971)
Um den steigenden Anforderungen an den Feuerschutz, mit dem Ziel eine schnellere und effektivere Löscharbeit zu erzielen, gerecht zu werden, stellte die Wehr bereits 1964 den Antrag ein Tanklöschfahrzeug Typ TLF 16 zu beschaffen.
Die Mittel hierfür sollten im Wesentlichen durch die Stadt, den Landkreis und das Landesamt für Feuerschutz aufgebracht werden. Zwar standen im Haushalt der Stadt 20 000 DM an Mitteln bereit, aber über Jahre ging nichts voran. Die Nerven der Wehr wurden - gelinde ausgedrückt – sehr strapaziert. So stellte Kamerad Engelbert Wiedemann auf der Generalversammlung 1968 den Antrag – der Bürgermeister der Stadt, Landrat und Kreisbrandinspektor sollten sich „ in einem ehrlichen Gedankenaustausch“ zusammensetzen und Nägel mit Köpfen machen.
Ein Jahr später schaltete sich sogar Regierungsoberinspektor Pielot ein. Mit Engelszungen warb er für die längst überfällige Anschaffung dieses Fahrzeugs, damit das „Trauerspiel“ ein Ende habe. Die Stimmung der Wehr befand sich auf dem Tiefpunkt. Bei der nun turnusgemäßen Neuwahl fand sich aus den Reihen der Anwesenden keine wählbare Vorstandschaft.
Die Neuwahlen wurden somit auf den 21. Februar 1970 vertagt. Diese außerordentliche Generalversammlung brachte u.a. folgende Ergebnisse: 1. Kommandant wurde Franz Nodes, seit 1951 aktives Mitglied der nun Georg Seitz auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin ablöste. Den Vereinsvorsitz behielt Seitz, gleichzeitig wurde er zum Ehrenkommandanten ernannt.
Am Sonntag, den 21. November 1971, war es dann endlich soweit. Das langersehnte Tanklöschfahrzeug wurde im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten durch den damals amtierenden 1. Bürgermeister Josef Mayer an den 1. Kommandanten Franz Nodes übergeben. Das Fahrzeug war u. a. mit einem 2400 Litertank ausgerüstet, einem Schnellangriffschlauch von 30 Metern Länge sowie 4 Atemschutzgeräten.
Eine Lücke im Thannhauser Feuerschutz wurde geschlossen.
Im Jahre 1972 – es war der 13. Juli – wurde eine Jugendfeuerwehr unter der Leitung von Heinrich Miller aus der Taufe gehoben. Die Zielsetzung bestand darin, Jugendliche allmählich an die Aufgabenstellungen der Wehr heranzuführen und zudem künftige Nachwuchskräfte sicherzustellen.
Weiter erhöht wurde die Schlagkraft der Wehr durch die Übergabe einer gebrauchten Drehleiter (18 m) am 21. August 1973, die sich bis dahin im Besitz des Landkreises befunden hatte.
Im selben Jahr stellte 2. Vorstand Anton Mayer sei Amt zur Verfügung. Nachfolger des Ehrenmitglieds wurde Otto Wendlik.
Jubiläumsjahr (1973)
Die Ausrüstung der Wehr war nun auf das Beste geregelt, so dass vom 6. bis 8. Juli 1973 das 100-jährige Gründungsjubiläum unter der Schirmherrschaft des amtierenden Landrats Dr. Georg Simnacher im Rahmen des Thannhauser Volksfestes stattfinden konnte.
Das Fest wurde zu einem großen Erfolg. Der gleichzeitig in Thannhausen abgehaltene Kreisfeuerwehrtag, die Weihe der neuen Fahne und dein glanzvoller Festzug mit nahezu 100 Feuerwehrvereinen aus der näheren und weiteren Umgebung sowie Musikkapellen und Spielmannszügen bildeten die Höhepunkte des Festwochenendes.
Am 21. Dezember 1974 stellte sich 1. Kommandant Franz Nodes aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung. Er wurde zum Ehrenkommandanten ernannt. Als sein Nachfolger wurde Gottfried Fischer gewählt, Stellvertreter wurde Herbert Schön.
Besonderen Übungsfleiß zeigten die Wehrmänner im Jahre 1975. Insgesamt wurden 16 Übungen angesetzt, darunter nahm die Wehr an 4 Großübungen in Burtenbach, Hagenried, Bayersried-Ursberg und Vesperbild teil.
Auf Grund seiner überregionalen Verdienste wurde 1. Vorstand Georg Seitz am 24. April 1975 zum Ehrenkreisbrandmeister ernannt.
Zusätzliche Aufgaben, moderne Technik (1976 – 1986)
Die zunehmende Verkehrsdichte, die steigende Bedeutung von Erdöl als Brenn- und Treibstoff, die Vielzahl chemischer Stoffe in Betrieben brachten nun mehr und mehr eine Ausweitung feuerwehrtechnischer Gerätschaften sowie Hilfeleistung mit sich.
Am 17. Juli 1977 erhielt die Wehr einen Gerätewagen. Somit waren die Aktiven auch bei Verkehrsunfällen gut ausgerüstet. Die Anschaffung eines fahrbaren Pulverlöschgerätes ( 300 l) sollte zur Bekämpfung brennender Flüssigkeiten und Gase dienen.
Es war am Dienstag, den 21. November 1978 morgens um 4.30 Uhr, als in der Fensterfabrik Kaupp das größte und „folgenschwerste Schadenfeuer seit Menschengedenken,“ wie es die Mittelschwäbischen Nachrichten damals formulierten, ausbrach. Das Fabrikationsgebäude brannte total nieder. Als die Wehrmänner um Kommandant Gottfried Fischer am Brandherd erschienen, schlug ihnen ein wahres Flammenmeer entgegen. Das Feuer hatte in dem trockenen Holz und Sägestaub reiche Nahrung gefunden und breitete sich in Windeseile über die gesamte Fabrikationshalle aus, die schnell lichterloh in Flammen stand. Ein Feuerwehrmann berichtete: „In armdichen Bächen floß brennender Teer vom Dach der Halle und entzündete alles gleich einem Lavastrom“: Mehr als das Feuer machte den Wehrmännern die unerträgliche Hitze zu schaffen, die Positionslichter an der großen Drehleiter schmolzen. Die fünf Meter breite Werkstraße war für die Flammen kein Hindernis. Sie griffen bald auf die Zuschneiderei über.
Völlig vernichtet wurden die hochmodernen Holzbearbeitungsmaschinen. Der Sachschaden wurde auf 10 Millionen DM beziffert. 65 Arbeitskräfte verloren kurzfristig ihren Arbeitsplatz.
Über 200 Feuerwehrleute aus Thannhausen, Burg, Burtenbach, Hagenried, Münsterhausen, Oberrohr, Ursberg und Ziemetshausen kämpften gegen die Flammen und vermochten schließlich das Sägemehlsilo, das zu explodieren drohte, zu retten.
Ende des Jahres wurde das Amt des 2. Kommandanten vakant: Herbert Schön trat aus geschäftlichen Gründen zurück, zum Nachfolger wurde Willibald Jodl gewählt.
Eine große Ehre wurde Vorstand Georg Seitz zuteil. Auf Grund seiner Verdienste für das Feuerwehrwesen in Thannhausen wurde ihm durch den Verein die Ehrennadel in Gold verliehen.
Übrigens: 1. Kommandant Gottfried Fischer hatte dieses Jahr die Feuerwehrschule in Würzburg besucht und diese mit gutem Erfolg bestanden.
Eine weitere technische Verbesserung wurde Ende des Jahres durch den Einsatz des hydraulischen Rettungsschere möglich. Das 16000 DM teure Gerät, durch die Sparkasse finanziert, ermöglichte es nun, bei Verkehrsunfällen eingeklemmte Personen zu befreien.
Im Jahre 1979 wurde der alte „Opel Blitz“, inzwischen 26 Jahre im Dienst, durch ein neues Löschfahrzeug (LF8), nach den neuzeitlichen Erfordernissen der Löschtechnik ausgestattet, abgelöst.
Die Unterbringung der 5 Feuerwehrfahrzeuge sowie der technischen Hilfsmittel und Ausrüstungsgegenstände bereitete enorme Schwierigkeiten, die vorhanden Platznot wurde allmählich zu einem brennenden Problem. Es mangelte an Räumen für die Pflege der Preßluftatmer und Masken, die Unterbringung von Ausbildungsmaterialien, Lagermöglichkeiten für Ersatzschläuche und persönliche Ausrüstung, Werkstatt und Löschmittel. Die Fahrzeuge standen teilweise so dich nebeneinander, dass die Fahrer nur mit Mühe einsteigen konnten, die Sicherheit im Ernstfall war so nicht gegeben.
Überlegungen, einen Erweiterungsplan an der Stadlerstraße durchzuführen, wurde bereits schon früher angestellt, jedoch wegen der beengten Verhältnisse verworfen. Bald war die Entscheidung perfekt. Ein Neubau im Mittleren Ried sollte entstehen, unbestritten eine zukunftsweisende Entscheidung, zumal das vorgesehene Areal, eine sachgerechte und relativ großzügige Planungsvariante zuließ.
Zwei Planungen wurden in Auftrag gegeben. Die erste Planung bestach neben ihrer Funktionalität vor allem durch ihren für diese Gegend typischen schwäbischen Baustil und ihren landschaftsprägenden Charakter. Das Gebäude sollte voll unterkellert werden – auch die Fahrzeughalle (Schaffung von sogenannten Schutzräumen) – und im Hauptgebäude waren im ersten Obergeschoss sowie im Dachgeschoss mehrere Wohnungen vorgesehen. Trotz möglicherweise erhöhter Staatszuschüsse kam nur noch ein abgespecktes Raumprogramm (ohne Schutzräume und mit nur einer Hausmeisterwohnung) zum Tragen. Nach teilweise sehr lebhaften und heftigen Diskussionen im Stadtrat sowie in der Öffentlichkeit, die sich über mehrere Monat erstreckte, entschied sich die Stadtratsmehrheit für eine neue, im wesentlichen auf funktionale Aspekte abgestellte Planungsvorlage. Die Zeit der großen Auseinandersetzungen war beendet.
Zu Beginn des Jahres 1981 wurde eine Damenwehr aus der Taufe gehoben. Josef Pfitzmayr oblag die Ausbildung der Damengruppe. Bereits im April 1981 legten sie ihr 1. Leistungsabzeichen in Bronze mit großem Erfolg ab. Die weiblichen Aktiven, von so manchem männlichen Kameraden anfangs mit etwas Skepsis auf genommen, standen, wie sich schnell herausstellte, auch im Einsatz ihren „Mann“: Den 24. bis 28. September 1981 verbrachten eine große Delegation der Thannauser Feuerwehr in der Partnerstadt Mortain, um zu den Einweihungsfeierlichkeiten des neuen Feuerwehrgerätehauses die Glückwünsche zu überbringen.
Eine besondere Ehrung wurde Vorstand Georg Seitz im Dezember zuteil. Landrat Georg Simnacher verlieh dem jahrzehntelangen Kommandanten und Vorstand die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.
Neben 13 Brandeinsätzen wurden die Wehrleute unter Kommandant Gottfried Fischer zu 25 technischen Einsätzen, darunter schwerer Verkehrsunfälle, gerufen. Darüber hinaus legten sie 56 Leistungsabzeichen und 24 Jugendleistungsspangen erfolgreich ab.
Die Jahre 1982 und 1983 standen ganz im Zeichen des Feuerwehrgerätehausneubaus, das am 14. Mai 1983 durch Stadtpfarrer Josef Magel feierlich eingeweiht wurde. Die verwirklichte Konzeption sollte die Raumbedürfnisse einer funktionsfähigen Wehr für lange Zeit lösen. Bei den Ausbauarbeiten war die Wehr mit Tatkraft dabei und half mit, die Kosten, die sich auf rund 2 Millionen DM beliefen, zu senken.
So wurde die Einweihungsfeier zu einem Freudentag. Die Liste der Ehrengäste war lang. Neben Bürgermeister und Stadt- und Kreisräten, Feuerwehrprominenz und Abgeordneten, überbrachte auch eine Feuerwehrdelegation aus Mortain ihre Glückwünsche.
Viermal die Note „sehr gut“ vergab Kreisbrandrat Honold an die Wehr während einer Inspektion, die bereits im Juli stattfand. Das Feuerwehrgerätehaus, die Ausrüstung, der Ausbildungsstand sowie der Ablauf der am Brandobjekt „neues Lagerhaus“ durchgeführten schul- und einsatzmäßigen Übung wurden überprüft und bewertet.
Voller Stolz feierte die Wehr noch im September unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Josef Mayer ihr 110-jähriges Bestehen. Gefeiert wurde zwei Tage lang – natürlich im neuen Domizil. Umrahmt wurde das Fest durch die Musikvereinigung Thannhausen. Die Mitglieder Herbert Denk, Georg Eberhardt, Karl Grimbacher, Franz Hanus, Fritz Jäger, Willibald Jodl, Heinrich Miller, Johann Müller, Josef Pfitzmayr, Fritz Schön, Remigius Göser und Otto Wendlik wurden mit der silbernen Verdienstnadel ausgezeichnet.
Die goldene Ehrennadel für herausragende Verdienste erhielten Gottfried Fischer, Max Bruckmann, Karl Pfitzmayr und Willi Gareis.
Am 23. November 1985 beschloss die Jahreshauptversammlung eine neue Vereinssatzung. Das Bayerische Feuerwehrgesetz, seit 1. Januar 1982 in Kraft, hatte das bisherige Gesetz übe das Feuerlöschwesen abgelöst. Die Feuerwehr war nun eine kommunale Einrichtung. Der Feuerwehrverein sollte die Bereitstellung der aktiven Feuerwehrdienstleistenden übernehmen und die Wehr bei ihren Belangen unterstützen. Was de facto schon seit langem alltägliche Praxis war, erhielt nun de jure das erforderliche Fundament.
Am 13. Juni fand die Segnung des Standbildes des Heiligen Florian, Schutzpatron der Feuerwehr, statt.
Am Samstag, den 3. Mai 1986, wurde Vorstand und Ehrenkommandant Georg Seitz eine weitere große Ehrung zuteil. Für seine großen Verdienste im Ehrenamt wurde ihm im Beisein der Aktiven durch den 1. Bürgermeister Werner Sommer die Silberne Bürgermedaille der Stadt überreicht. Gleichzeitig konnte Sommer der Wehr das neue Mannschaftsfahrzeug übergeben, das dann auch von der Geistlichkeit gesegnet wurde.
Generationswechsel (1987 – 1998)
5. Januar 1987: Die Generalversammlung respektierte den Entschluss der hochverdienten Vorstandsmitglieder Georg Seitz, Otto Wendlik und Max Bruckmann für die Ämter des 1. Vorsitzenden, des Stellvertreters und des Schriftführers (Max Bruckmann führte dieses Amt über den gewaltigen Zeitraum von 27 Jahren aus.) nicht mehr zu kandidieren.
Eine junge Mannschaft wurde an die Spitze des Vereins gewählt:
Stadtrat Peter Göbel als 1. Vorsitzender, Helmut Dressler als sein Stellvertreter und Gabi Klauser als Schriftführerin. Kassier blieb Josef Pfitzmayr. Die bisherigen Kommandanten Gottfried Fischer (1. Kommandant) und sein Stellvertreter Willi Jodl wurden im Amt bestätigt.
86 aktive Mitglieder zählte der Verein, darunter 17 Feuerwehrdamen und 6 Feuerwehranwärter.
Am 21. März 1987 wurde Georg Seitz, im Rahmen einer eigens anberaumten Feier zum Ehrenvorstand ernannt. Die Vielzahl der anwesenden aktiven Feuerwehrdamen und – Männer sowie die Anwesenheit vieler prominenter Gäste aus Thannhausen, dem Landkreis sowie die Anwesenheit vieler prominenter Gäste aus Thannhausen, dem Landkreis sowie der Partnerstadt Mortain, unterstrichen die herausragenden Leistungen eines Mannes, der über 5 Jahrzehnte, davon 16 Jahre als Kommandant und 23 Jahre als 1. Vorstand, in vielen Funktionen für das Feuerwehrwesen tätig war.
Die zunehmende Bedeutung des Atemschutzes im Einsatz führte dazu, dass eigene Ausbildungszeiten hierfür notwendig wurden, um die Aktiven für den Ernstfall gut vorbereitet zu haben. Fritz Schön, im Oktober 1987 zum Ausbilder für Atemschutz ernannt, wurde mit dieser Aufgabe beauftragt, die er bis heute wahrnimmt.
Zwei Tage verbrachte die Wehr 1987 in Thannhausen (Mittelfranken). Die dortige Feuerwehr feierte ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum, das sie mit einem Thannhauser-Treffen verband – eine Tradition, die sich bis heute fortsetzen sollte.
Im Jahre 1988 wurde die Vereinssatzung in Teilen neu gefasst. Neben der Vorstandschaft, welche die laufenden Geschäfte erledigt, wurde ein Verwaltungsrat gebildet, ein 15-köpfiges Gremium, das die Grundsatzentscheidungen trifft.
Seit März 1989 wirkte 1. Kommandant Gottfried Fischer zudem als Schiedsrichter bei er Abnahme von überörtlichen Leistungsprüfungen mit.
Ein kultureller Glanzpunkt war die Organisation eines Maifestes, das über die Aufstellung des traditionellen Maibaumes durch di Wehr hinausging. Die Brauchtums- und Trachtengilde drehte sich um den Maibau, für das leibliche Wohl sorgte die Wehr, die zudem vorsorglich ein Zelt aufstellte.
Das herausragende Ereignis des Vereinsjahres war wohl der Besuch in der Partnerstadt Mortain, zu der sich auf Einladung der Mortainer Wehr eine 25-köpfige Mannschaft der Thannhauser Feuerwehr für 4 Tage dort aufhielt, um die bestehende Partnerschaft weiter zu vertiefen und zu festigen. Der Höhepunkt der Reise war der Besuch der Invasionsküste von 1944 sowie zweier Soldatenfriedhöfe, die heute noch mahnendes Zeugnis der Schrecken des 2. Weltkrieges sind. Zudem konnten die Wehr in den aufgesuchten Museen an Hand von Filmvorführungen, Fotos, Modellen und Dokumenten die Landungsoperation am Strand von Utha mit 836 000 Soldaten, unzähligen Fahrzeugen, 725 Tonnen Material nachvollziehen, die am 6. Juni 1944 begann und schließlich die Befreiung der Normandie einleitete. Diese Befreiungsoperation, eine gewaltige Materialschlacht, in der viele Menschen ihr Leben lassen mussten, wurde durch 13 000 Fallschirmjäger unterstützt, die in Saint-Mere-Eglise landeten. Das Museum der Luftlandetruppen, das die Form eines Fallschirms hat, gedenkt dieser Luftoperation. Dies hat die Delegation sehr beeindruckt und nachdenklich gestimmt. Zu Beginn des Jahres 1990 legte 2. Kommandant Jodl nach elfjähriger Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Für die Abnahme von Leistungsprüfungen stand er jedoch weiterhin zu Verfügung. Zum Nachfolger wurde Karl-Heinz Pfitzmayr gewählt.
Die Teilnahme am Deutschen Feuerwehrtag – verbunden mit einer Zwei-Tages-Fahrt ins benachbarte Österreich bildete den Jahreshöhepunkt im Vereinsleben. Sehr beeindruckend war der gewaltige Umzug durch die Stadt Friedrichshafen, an dem rund 50 000 Feuerwehrdamen und Männer mitwirkten.
1991 erfolgte eine kleinere Umbaumaßnahme im Feuerwehrhaus. Die Vergrößerung der viel zu kleinen Teeküche wurde in Angriff genommen. Wände mussten weichen, neue entstanden, die Decke wurde isoliert und verkleidet, Fliesarbeiten ausgeführt. 400 unentgeldliche Arbeitsstunden brachten Mitglieder hierfür auf - eine tolle Leistung.
Feierlichkeiten gab es auch. Die Damenwehr mit ihrem Ausbilder Josef Pfitzmayr feierte am 16. März ihr 10-jähriges Bestehen. Vorsitzender Peter Göbel hielt die Festansprache. Übrigens alle 12 Feuerwehrdamen bestanden die Leistungsprüfung in den Stufen I bis III/4 mit Bravour.
50 Mal musste die Wehr in diesem Jahr „ausrücken“. Zu den 18 Brandeinsätzen zählte auch ein Großbrand bei den Fleischwerken Zimmermann. Außerdem legten 46 Wehrmänner ihr Leistungsabzeichen ab, 7 bestanden die Höchststufe (Gold mit Rot).
1992 war ein turbulentes Einsatzjahr. Allein wegen Sturmschäden wurde die Feuerwehr 39 Mal zu Hilfe gerufen. Insgesamt waren 74 Einsätze abzuleisten, darunter befanden sich 9 Unfalleinsätze.
Besonders tragisch war die Bergung des Kameraden Christian Deibler, der einen schweren Unfall am Augsburger Berg nicht überleben sollte.
Am 30. Oktober 1993 wurde die „neue“, gebrauchte und sehr günstig erworbene Drehleiter in den Dienst gestellt. Sie löste die völlig überalterte Leiter (37 Jahre), die zudem noch mit Handbetrieb arbeitete, ab. In den Jahren zuvor wurde massiv für deren Anschaffung von Seiten der Wehr „gekämpft“.
Bürgermeister Schropp übergab die Leiter im Rahmen einer Feierstunde. Ein gemütlicher Abend, das sogenannte 1. Thannhauser Oktoberfest, in der Fahrzeughalle abgehalten, stimmungsvoll umrahmt von der Ruck-Zuck-Band der Musikvereinigung Thannhausen, schloss sich an.
Die mangelhafte Ausleuchtung bei Unfalleinsätzen stellte die Dienstleistenden immer wieder vor Probleme. Um Abhilfe zu schaffen, erwarb der Verein aus Eigenmitteln einen fahrbaren Anhänger mit integriertem Aggregat. Dieser wurde in Eigenleistung zu einem Lichtmastanhänger mit sechs Scheinwerfern (Gesamtleistung 4500 Watt) umgebaut. Über 100 Arbeitsstunden wurden dabei aufgebracht.
Die Jahre vor dem 125jährigen Jubiläum
Der Höhepunkt im Vereinsleben 1994 sollte die Begegnung mit unseren Feuerwehrfreunden aus Mortain sein. Leider kam es nicht dazu. Der Omnibus, noch in Frankreich unterwegs, verunglückte. Fassungslos, ja schockiert wurde uns gemeldet, dass auch Schwerverletzte unter unseren Freunden waren.
1994 liefen bereits die Planungen für das 125-jährige Gründungsfest an. So gab die Generalversammlung auf Vorschlag des Verwaltungsrats grünes Licht für den Bau eines Vereinsgerätehauses, das auf dem östlichen Gelände des bestehenden Feuerwehrgerätehauses entstehen sollte. In dem 12,5 auf 6 Meter großen Gebäude sollten der noch zu restaurierende „Opel Blitz“ Baujahr 1954 und die vielen Gerätschaften des Vereins eine Bleibe finden. Erstmals seit 1994 finden im Thannhauser Feuerwehrhaus auch regelmäßig überörtliche Ausbildungsveranstaltungen – sogenannte Maschinistenkurse – statt. Als Ausbilder fungiert hierbei unter anderem 2. Kommandant Karl-Heinz Pfitzmayr, der seit 4 Jahren die Ausbildungsvoraussetzungen hierzu erfüllt erfüllte.
Im Jahre 1995 legte die Mannschaft 43 Leistungsabzeichen, darunter erstmals die Prüfung in der Technischen Hilfeleistung THL 1 ab. Diese Leistungsprüfung wurde angesichts der Schwerpunktverlagerungen im Aufgabenbereich der Wehr neu eingeführt. Die Freude über die hervorragende Leistungsbilanz wurde etwas getrübt durch einen Wendepunkt in der Geschichte der nun seit 15 Jahren bestehenden Damenwehr. Mehrere weibliche Mitglieder schieden in erster Linie wegen Umzug aus dem aktiven Dienst aus. Von nun an wurden die Damen gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen ausgebildet.
Außerdem konnte 1. Kommandant Gottfried Fischer sein 20-jähriges Dienstjubiläum feiern.
Am 4. Juli 1996 – ein historischer Tag für den Verein – fand der Spatenstich für den Bau des Vereinsgerätehauses statt. Zusammen mit Bürgermeister Johannes Schropp gab 1. Vorsitzender Peter Göbel das Startsignal für den Baubeginn. In der Rekordzeit von sieben Wochen wurde der Rohbau erstellt. 35 aktive Mitglieder beteiligten sich, insgesamt wurden dabei 885 Arbeitsstunden eingebracht, was erheblich zur Kostenminderung beitrug. Grund genug einen zünftigen Hebauf zu feiern. Das von der Kfz-Firma Erwin Mayer für diesen Anlass gespendet und vom „Chef“ selbst zubereitete Spanferkel mundete vorzüglich.
Das brisanteste Thema des Jahres 1996 war die Anschaffung eines neuen Tanklöschfahrzeuges, welches das bisherige TLF 16 ablösen sollte. Der inzwischen 28 Jahre alte „Tanker“, wie er auch genannt wird, zeigte Altersschwächen. Bereits 1994 hatte die Wehr selbst den Wasserbehälter saniert. Über 60 „Löcher“ wurden zugeschweißt. Die Situation gewann an Brisanz! Nachdem über Nacht der alte Magirus ausgemustert werden musste, waren jetzt nur noch zwei Löschfahrzeuge einsatzfähig. Ein Ausfall des TLF 16 hätte zur Folge gehabt, dass die Wehr nur noch 1 einsatzbereites Löschfahrzeug zur Verfügung gehabt hätte – allerdings ohne Wassertank – ein Schnellangriff wäre nicht mehr möglich gewesen. In einem Schreiben an die Stadt wurde deshalb beantragt, für die Jahre 1997 und 1998 Haushaltsmittel für ein neues Tanklöschfahrzeug vorzusehen, um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch die Stadt zu gewährleisten. Diese Ansinnen wurde schließlich auch entsprochen.
Im Frühjahr 1997 wurden das Vereinsgerätehauses, das sich übrigens in das bestehende Gelände mit viel Grün ideal einfügt, weitgehend fertiggestellt. Hierfür wurden nochmals 475 unentgeldliche Arbeitsstunden aufgebracht.
Zeit für die „Überführung“ des legendären Opel Blitz, des Feuerwehr-Oldtimers, um mit den Restaurierungsarbeiten beginnen zu können.
In Teamarbeit wurde zunächst über viele Wochen die Totalzerlegung – Voraussetzung für eine detaillierte Restaurierung – in Angriff genommen, so dass Ende des Jahres mit den eigentlichen Arbeiten, dem Entrosten, sowie Auswechseln von beschädigten Holzteilen etc. begonnen werden konnte. Die restlichen Arbeiten sollten zu Beginn des Jubiläumsjahres weitergeführt werden.
Ein rundes Jubiläum konnte die Jugendfeuerwehr1997 feiern. Anlässlich ihres 25-jährigen Gründungsfestes veranstaltete der Feuerwehrnachwuchs ein „Spiel ohne Grenzen“. Die mit großem Aufwand auf dem Thannhauser Freizeitgelände vorbereiteten Spiele waren eine Riesenattraktion für alle Beteiligten. Ansaß zu großer Freude für den 1. Jugendwart Georg Eberhardt, der übrigens im selben Jahr sein 20-jähriges Dienstjubiläum feiern konnte.
Bei der Ausbildung der Jugendlichen unterstützten ihn die Jugendwarte Reiner Miller und Stephan Kohler.
Im Dezember 1997 überbrachten 1. Kommandant Gottfried Fischer – übrigens seit 17 Jahren Vertreter der Feuerwehr im Partnerschaftskomitee – und 1. Vorstand Peter Göbel ein Wochenende in der Partnerstadt Mortain, um Raymond Moisseron, dem 1. Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr die Glückwünsche der Thannhauser Wehr zu überbringen. Raymond Moisseron wurde für sine großen Verdieste für die Stadt auf besondere Weise geehrt. Ihm wurde die Bürgermedaille der Stadt Mortain überreicht.